Neuroaxiale Blockaden bei Multipler Sklerose

In einer rezenten Arbeit gingen wir der Fragestellung nach, inwieweit neuroaxiale Blockaden, also Spinal- und Epiduralanästhesie, zu einer Symptom-Verschlechterung bei PatientInnen mit multipler Sklerose führen können.1,2

Mit dieser Problematik sind vor allem geburtshilflich tätige Anästhesisten immer wieder konfrontiert. Guidelines und Empfehlungen bleiben vage, die Evidenz gering.

Unsere Arbeitsgruppe erhob, wieviel Fälle in der derzeitigen Litertur berichtet sind. Diese Methode ist zwar nicht geeignet, um Inzidenzen zu berechnen, sollte aber, in Hinsicht der begrenzten Datenlage, eine erste grobe Abschätzung der absoluten Häufigkeit ermöglichen.

In einem Zeitraum von 65 Jahren wurden insgesamt 10 Fälle beschrieben, in denen sich einen MS nach einer neuroaxialen Blockade verschlechterte, 9 weiter, in denen MS in zeitlichem Zusammenhang danach erstmals diagnostiziert wurde. In keinem der Fälle konnte ein kausaler Zusammenhang gezeigt werden.Viele Fälle stammen aus der geburtshilflichen Anästhesie. Gerade dort ist es schwierig, Aussagen über eine mögliche Kausalität zu treffen, da MS-Schübe während der Schwangerschaft meist seltener, postpartal aber wieder häufiger vorkommen. Andererseits sind auch Stress, Angst und vor allem Schmerz, der durch eine PDA gelindert werden kann, Faktoren, die zu einer Aggravierung führen können.

Die derzeitige Datenlage gibt also keinen Hinweiß auf ein Verschlechterung von MS nach neuroaxialen Blockaden.

1.
Bornemann‐Cimenti H, Sivro N, Toft F, Halb L, Sandner‐Kiesling A. Anestesia neuraxial em pacientes com esclerose múltipla – uma revisão sistemática. Brazilian Journal of Anesthesiology. 2017;67(4):404-410. doi: 10.1016/j.bjan.2016.09.015
2.
Bornemann-Cimenti H, Sivro N, Toft F, Halb L, Sandner-Kiesling A. [Neuraxial anesthesia in patients with multiple sclerosis – a systematic review]. Rev Bras Anestesiol. Mai 2017. [PubMed]

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