Persönlichkeitsmerkmale und Schmerzen
In einer bemerkenswerten Übersichtsarbeit im Scandinavian Journal of Pain geben Naylor et al. einen Überblick über 120 Jahre Forschungsarbeit zum Themenbereich Persönlichkeit und Schmerz.1
Aufbauend auf die historische Entwicklung präsentieren die Autoren die aktuelle Sichtweise zu dieser Forschungsfrage.
Rezente Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine höhere Schadensvermeidung (also vereinfacht ausgedrückt ängstliche, pessimistische, kritiksensitive Persönlichkeiten mit einem hohen Maß an Rückversicherung) und eine geringere Selbststeuerung (also ebenso simplifiziert Personen mit Schwierigkeiten bei der Definition und Festlegung sinnvoller Ziele, geringer Motivation und Problemen bei der adaptiven Bewältigung) die charakteristischsten Persönlichkeitsmerkmale chronischer Schmerzpatienten sein könnten.
Diese Erkenntnisse sind auf mehreren Ebenen nützlich. Einerseits sollte in wissenschaftlichen Arbeiten genauer auf diese Punkte eingegangen werden, um die Aussagekraft zu den gewählten Populationen besser einschätzen zu können. Zweitens sollte in der klinischen Behandlung bzw. noch besser in der Prävention gezielt auf diese gefährdeten Gruppierungen eingegangen werden. Drittens sollte versuchte werden, ob die gezielte therapeutische Intervention mit der Zielsetzung der Beeinflussung solcher Verhaltens- und Denkmuster möglicherweise therapeutische Ansätze bieten.