Pränatale Paracetamol-Exposition und neuropädiatrische Entwicklung
Eine aktuelle systematische Literaturarbeit untersucht den Zusammenhang zwiychen pränataler Paracetamolexposition und dem Risiko für die Entwicklung neuropädiatrischer Auffälligkeiten.1
Die Autoren fanden insgesamt 9 retrospektive Kohortenstudien zu diesem Thema. Alle Studien zeigten einen Zusammenhang zwischen der pränatalen Paracetamol-Einnahme und neuropädiatrischen Entwicklungsparametern. Es zeigte sich eine erhöhte Inzidenz für ADHS, Autismums und geringern Intelligenzquotienten.
Diese Ergebnisse sind primär alarmierend. Allerdings ist bei der Interpretation immer darauf Rücksicht zu nehmen, dass eine Kohortenstudie vom Studiendesign her nicht dazu geeignet ist, um eine Kausalität nachzuweisen. Es könnte beispielsweise ebenso eine gemeinsame Störgröße vorliegen, die beide Faktoren (Paracetamoleinnahme und Entwicklung) unabhängig voneinander beinflusst, also ein sogenannter Confounder. Hypothetisch (ohne auf konkrete Studien Bezug nehmend) könnte beispielsweise Kopfschmerpatientinnen häufiger zu Paracetamol in der Schwangerschaft greifen, gleichzietig aber auch psychosoziale Belastungsfaktoren aufweisen, die sich später – unabhängig vom Paracetamol – negativ auf die Entwicklung des Kindes auswriken. Solche Zusammenhängie würde durch eine Cohortenstudie nicht unbedingt aufgegriffen.
Außerdem darf in der Diskussion nicht übersehen werden, dass beispielsweise auch nicht-behandeltes Fieber oder Schmerzen eine negative Auswirkung auf das ungeborene Kind haben; demnach muss eine individuelle Risikobewertung erfolgen.
Insgesamt sind die Daten beachtlich; welche genauen Rückschlüsse daraus folgen, kann aber erst beim Vorliegen von Ergebnissen aus anders designten Studien wirklich abgeleitet werden.