Spiritualität und chronischer Schmerz
Es ist bekannt, dass existenzielle und spirituelle Faktoren eine wichtige Rolle dabei spielen, wie Menschen mit Behinderung und lebensbedrohlichen Krankheiten wie Krebs umgehen. Es ist jedoch vergleichsweise wenig über die Auswirkungen von Schmerzen auf Faktoren wie Sinn und Zweck im Leben und deren mögliche Rolle bei der Schmerzbewältigung bekannt.
In einer früheren Arbeit konnte unsere Arbeitsgruppe zeigen, dass sich durch spirituelle Übungen wie Meditation die Schmerzschwellen für akute Stiumuli verändern lassen.1 Ziel dieser nun vorliegenden Studie von Lovell et al. war es, die Werte für das spirituelle Wohlbefinden bei Menschen mit anhaltenden Schmerzen zu bestimmen und diese mit denen von Menschen mit onkologischen Erkrankungen und gesunden Kontrollpersonen zu vergleichen.2
In dieser Studie wurden 132 Menschen mit chronischen Schmerzen, 74 Menschen mit Tumor (49 mit Schmerzen und 25 ohne Schmerzen) und 68 Kontrollteilnehmer anhand von standardisierten Messungen schmerzbezogener Variablen einschließlich Schmerzintensität, körperlicher Funktion, Stimmung und Kognitionen untersucht. Das spirituelle Wohlbefinden wurde ebenfalls mit einem validierten und weit verbreiteten Fragebogen, der Functional Assessment of Chronic Illness Therapy – Spirituality Scale (FACIT-Sp), erfasst.
Die Werte für das spirituelle Wohlbefinden waren bei Menschen mit anhaltenden Schmerzen im Vergleich zu den Kontrollpersonen signifikant niedriger und unterschieden sich nicht von denen von Menschen mit onkologischen Erkrankungen, einschließlich derer, die Tumorschmerzen hatten. Darüber hinaus waren niedrige Werte für Sinn und Zweck signifikante Prädiktoren für Depression, Angst und Stress in allen Gruppen.
Die Ergebnisse zeigen, dass anhaltende Schmerzen mit einer spirituellen Belastung verbunden sind, die derjenigen entspricht, die bei Menschen mit onkologischen Erkankungen beobachtet wird. Darüber hinaus sind diejenigen, die ein höheres Maß an Sinn und Zweck haben, weniger wahrscheinlich, eine Stimmungsstörung zu entwickeln, wenn sie Schmerzen erleben, was darauf hindeutet, dass sie eine schützende Rolle haben könnten.