Reduktion der Schmerzsensibilität durch Training
In einem groß angelegten Systematic Review inklusive Meta-Analyse von Belavy et al. wurden die Effekte von Training auf Schmerzsyndrome untersucht. Aus sechs Datenbanken wurden in einem systematisch dargestellten Suchprozess 18 Interventionsstudien für eine qualitative Analyse inkludiert, wovon 15 wiederum für eine weitere quantitative Verarbeitung geeignet waren.1
Bezogen auf die Population bezogen die Autor*innen folgende klinische Bilder in die Datenanalyse mit ein:
- Gesunde Proband*innen
- Patient*innen mit Fibromyalgie
- Patient*innen mit Diabetes Mellitus Typ 2
- Achilles-Sehnen Schmerzen
- Chronische Schmerzen im oberen Quadranten (Nacken, Schulter, HWS)
Zu den untersuchten Trainingsinterventionen zählten Dehnungsprogramme, aerobes Ausdauertraining, Pilates, Formen des Krafttrainings, Gleichgewichts- bzw. Propriozeptions- oder sensomotorisches Training und Mischinterventionen. Wesentlich war für die Autor*innen der Ausschluss all jener Studien, die sich rein auf subjektive Angaben bezogen auf Schmerz fokussierten (VAS, NRS, Fragebögen). Wenn objektivierbare Parameter vorhanden waren wurden diese Studien inkludiert und ausgewertet. Zu den objektivierbaren Parametern zählten Untersuchungsmethoden wie die quantitativ sensorische Testung, die zeitliche Summation nozizeptiver Reize, die übungsinduzierte Hypoalgesie oder Ergebnisse einer conditioned pain modulation (CPM). Zusammenfassend wurden daher nur Arbeiten inkludiert, welche laut den Autor*innen einen messbaren Parameter anführten, welcher auf periphere oder zentrale Sensibiliserungsprozesse rückführbar war.
Im Ergebnis zeigte sich, dass vor allem sogenannte “Druckschmerzschwellen“ durch die genannten Interventionen positiv beeinflusst werden können. Besser scheint dies bei akuten Schmerzen bzw. experimentellen Reizen zu funktionieren. Die Effekte und Wirkmechanismen bei chronischen Geschehen sind nach wie vor nicht zur Gänze geklärt. Man muss wahrscheinlich sowohl von unspezifischen (Placebo-) Effekten genauso ausgehen wie von endogenen opioid- bzw. cannabinoidinduzierten Prozessen oder serotonergen Mechanismen. Auch die Beeinflussung neuroinflammatorischer Prozesse bzw. die Rolle des oxidativen Stresses werden diskutiert.