Postoperativer Schmerz und Myocardschäden
Unkontrollierte postoperative Schmerzen aktivieren das sympathische Nervensystem, was zu Tachykardie, Hypertonie und erhöhter kardialer Kontraktilität führt – all dies kann den myokardialen Sauerstoffbedarf erhöhen und in weitere Folge zu Herzmuskelschädigungen führen. Diese aktuelle und wichtige retrospektive Kohortenstudie mit fast 3000 Patienten untersuchte den Zusammenhang zwischen postoperativem Schmerz und Myokardschädigung.1
Die Autoren verwendeten postoperative Troponin-Spitzenwerte als (weithin akzeptiertes) Surrogat für eine Myokardschädigung und stellten die Hypothese auf, dass die schmerzverursachende Aktivierung des sympathischen Nervensystems und die daraus resultierende Tachykardie und Hypertonie die Koronarperfusion durch ein Ungleichgewicht von Sauerstoffangebot und -verbrauch oder durch die Ruptur von Koronarplaque über Scherstress beeinträchtigen können.
Es wurden Patienten eingeschlossen, bei denen im Rahmen von 4 prospektiven Studien an 3 Krankenhäusern eine postoperative Troponinüberwachung vorgesehen war. Alle Teilnehmer hatten eine bekannte oder vermutete kardiovaskuläre Erkrankung. Die Schmerzen wurden in der postanästhetischen Aufwacheinheit und für 48 Stunden danach auf der Station gemessen. 4,5 % der eingeschlossenen Patienten hatten in den 72 postoperativen Stunden eine myokardiale Schädigung.
Höhere durchschnittliche Schmerz-Scores waren mit einem erhöhten Risiko einer postoperativen Myokardverletzung nach nicht-kardialen Eingriffen assoziiert. Nach Adjustierung für bekannte Confounder erhöhte jeder Anstieg des durchschnittlichen Schmerzscores um 1 Punkt die Wahrscheinlichkeit einer Myokardverletzung um 22%. Dies stimmt mit Indizien aus anderen Studien überein. Die Daten deuten auch darauf hin, dass eine einzelne Episode von extremen Durchbruchschmerzen weniger schädlich ist als schlecht kontrollierte Schmerzen über mehrere Tage.
Selbst unter Berücksichtigung der Tatsache, dass es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, sind die Ergebnisse auffällig und von großer klinischer Bedeutung.