Das Konzept der präemptiven bzw. präventiven Analgesie bedeutet, dass ein Analgetikum, das vor einem Schmerzreiz verabreicht wird, besser wirkt, als wenn die selbe Substanz erst nach dem Schmerzreiz gegeben wird. In der Praxis bedeutet dies, dass z.B. nicht-steroidale Antirheumatiker (NSAR, also Substanzen wie Diclofenac oder Ibuprofen), die präoperativ gegeben werden, den Schmerz besser reduzieren als wenn diese erst postoperative verordnet werden. Eine aktuelle Cochrane-Analyse überprüfte diesen Ansatz.1

Die Meta-Analyse von 71 Studien zeigt einen kleinen Effekt auf den postoperativen Opioidbedarf. Allerdings ist der Bereich von 5mg Morphin-Einsparung in 24 Stunden klinisch kaum als relevant anzusehen. Wenig überraschend konnte daher auch keine Reduktion von Opioid-bedingten Nebenwirkungen gezeigt werden.

Umgekehrt gab es nur eine Studie, in der in der Gruppe mit präoperativen Beginn eine Blutungskomplikation gezeigt werden konnte.

Zusammenfassend zeigt diese Studie, dass das Konzept der präemptiven Analgesie funktioniert. Über ein sehr heterogenes Kollektiv an Operationen kann sich zwar nur ein minimaler Effekt zeigen, andererseits spricht – sobald die Indikation für den Einsatz eines NSARs gestellt wird – kaum etwas dagegen, dies bereits vor Beginn der Operation einzusetzen.

Studien, die einen mittel- und längerfristigen Effekt beurteilen, fehlen leider noch.

1.
Doleman B, Leonardi-Bee J, Heinink T, et al. Pre-emptive and preventive NSAIDs for postoperative pain in adults undergoing all types of surgery. Cochrane Database Syst Rev. 2021;6:CD012978. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/34125958

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