Multimodale Therapie beim Peitschenschlagsyndrom

Schleudertrauma-assoziierte Störungen (whiplash associated disorder, WAD) sind eine häufige Folge von Beschleunigungstrauma in der Halswirbelsäule, beipielsweise bei Verkehrsunfällen. Etwa 93 % der Patienten, die von medizinischem Fachpersonal behandelt werden, weißen dabei einen Grad II auf. Diess weisen sowohl körperliche (z. B. Schmerzen und Behinderung) als auch psychologische (z. B. Bewegungsangst, Angst, posttraumatischer Stress) Probleme auf, die in etwa 50 % der Fälle über 3 Monate hinaus andauern. Es wird immer noch viel über die Faktoren diskutiert, die eine schlechte Genesung vorhersagen. Die stärksten Assoziationen wurden für hohe Anfangsschmerzen und Behinderungen nach einem Schleudertrauma gefunden. Darüber hinaus gibt es immer mehr Belege für die klinische Bedeutung charakteristischer Merkmale, wie z. B. gestörte nozizeptive Verarbeitung (z. B. lokale oder allgemeine Hyperalgesie auf kalte und mechanische Reize), ineffiziente Kognitionen und Überzeugungen über Schmerz/Bewegung/Erholung und posttraumatische Stresssymptome, bei der Entwicklung und Aufrechterhaltung physischer und psychischer Manifestationen bei Patienten mit WAD. Aus diesem Grund hat sich das Feld von Einzelinterventionen, die hauptsächlich einem biomedizinischen Ansatz folgen, wie Bewegungstherapie und Aktivitätsprogramme, hin zu einer multimodalen Versorgung nach dem Goldstandard (mindestens zwei verschiedene therapeutische Modalitäten, die von einer oder mehreren medizinischen Fachkräften durchgeführt werden) verschoben, die die biopsychologische Natur der WAD anerkennt. Bis heute gibt es mehrere multimodale Behandlungsansätze für das Management von WAD; die Wirksamkeit der meisten davon hat sich jedoch als eher begrenzt erwiesen. Man könnte argumentieren, dass der begrenzte Erfolg einiger Ansätze darauf zurückzuführen ist, dass sie sich hauptsächlich auf die Rehabilitation der körperlichen Symptome (z. B. Schmerzen, Behinderung) konzentrieren und nicht auch auf die damit verbundenen kognitiven (z. B. Katastrophisierung) und psychologischen (z. B. posttraumatische Stresssymptome) Symptome der Erkrankung, was viel Raum für Verbesserungen lässt. In diesem Artikel 1wird anhand aktueller und früherer Erkenntnisse erläutert, warum und wie eine umfassende und multimodale Behandlung für Menschen mit WAD – bestehend aus einer Kombination aus schmerzneurowissenschaftlicher Ausbildung, kognitionsorientierter Bewegungstherapie und Stressmanagement – in der klinischen Praxis angewendet werden kann.

1.
Willaert W, Leysen L, Lenoir D, et al. Combining Stress Management With Pain Neuroscience Education and Exercise Therapy in People With Whiplash-Associated Disorders: A Clinical Perspective. Physical Therapy. Published online March 24, 2021. doi:10.1093/ptj/pzab105

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