Passive Übertragung von Fibromyalgie durch Immunglobuline

Fibromyalgie ist eine chronische Schmerzerkrankung, die durch starke subjektive Symptome gekennzeichnet ist und bei der es, wenn überhaupt, nur wenige objektive Befunde oder Biomarker gibt, die bei der Diagnose oder der Verfolgung der Ergebnisse therapeutischer Maßnahmen hilfreich sind.

Das Fibromyalgie-Syndrom (FMS) ist durch weit verbreitete Schmerzen und Empfindlichkeit gekennzeichnet. Betroffene leiden typischerweise unter Müdigkeit und emotionaler Belastung. Die Ätiologie und Pathophysiologie der Fibromyalgie sind nicht vollständig geklärt.

In dieser Studien untersuchten Goeble et  al., ob IgG von FMS-Patienten sensorische Überempfindlichkeit durch Sensibilisierung nozizeptiver Neuronen hervorruft.1 Die Autoren entnahmen Serumproben von Fibromyalgiepatienten und gesunden Kontrollpersonen. Anschließend injizierten sie das Serum in C57BL/6-Mäuse und untersuchten die Veränderungen in der sensorischen Überempfindlichkeit der Mäuse. Sie stellten eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Kälte und mechanischen Reizen, eine verringerte Beweglichkeit, eine verminderte Griffstärke und einen Verlust der intraepidermalen Innervation fest. Sie gingen noch einen Schritt weiter und stellten fest, dass Ig-G-armes Serum von Fibromyalgie-Patienten diese Veränderungen nicht auslöste, gereinigtes IgG hingegen schon.

Mäuse, die mit IgG von FMS-Patienten behandelt wurden, zeigten eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber schädlichen mechanischen und kalten Reizen. Diese Mäuse zeigten auch eine verringerte Bewegungsaktivität, eine verringerte Griffstärke der Pfoten und einen Verlust der intraepidermalen Innervation. Im Gegensatz dazu hatte der Transfer von IgG-armem Serum von FMS-Patienten oder IgG von gesunden Kontrollpersonen keine Wirkung. Das Patienten-IgG aktivierte die naiven sensorischen Neuronen nicht direkt. IgG von FMS-Patienten markierte in vivo und in vitro Satellitengliazellen und Neuronen sowie myelinisierte Faserbahnen und eine kleine Anzahl von Makrophagen und Endothelzellen in den Spinalganglien (DRG) von Mäusen, aber keine Zellen im Rückenmark. Außerdem band FMS-IgG an menschliches DRG.Diese Ergebnisse zeigen, dass IgG von FMS-Patienten schmerzhafte sensorische Überempfindlichkeiten durch Sensibilisierung peripherer nozizeptiver Afferenzen hervorruft, und deuten darauf hin, dass Therapien, die den IgG-Titer der Patienten senken, bei Fibromyalgie wirksam sein könnten.

 

 

1.
Goebel A, Krock E, Gentry C, u. a. Passive transfer of fibromyalgia symptoms from patients to mice. J Clin Invest. 2021;131(13). https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/34196305

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