Duloxetin in der Prävention persistierender postoperativer Schmerzen

Ein wichtiger Prädiktor für die Entwicklung persistierender Schmerzen nach einer Knie- oder Hüftendoprothetik (TKA/THA) ist die zentrale Sensibilisierung. Sensibilisierung kann definiert werden als eine „erhöhte Reaktionsfähigkeit nozizeptiver Neuronen im Nervensystem“. Ziel dieser aktuellen Studie war es, die Auswirkungen einer präoperativen Behandlung mit Duloxetin bei sensibilisierten Patienten mit Knie- und Hüftarthrose (OA) auf den postoperativen chronischen Restschmerz bis zu einem Jahr nach der Arthroplastik zu untersuchen.1

Dazu  wurde eine multizentrische, pragmatische, prospektive, randomisierte klinische Studie in drei Krankenhäusern der Sekundärversorgung in den Niederlanden durchgeführt. Patienten mit primärer Knie-/Hüft-OA, bei denen eine TKA/THA geplant war, wurden anhand des modifizierten painDETECT-Fragebogens untersucht. Patienten, deren painDETECT-Score anzeigte, dass eine Sensibilisierung vorliegen könnte, kamen für die Teilnahme in Frage. 111 Teilnehmer wurden eingeschlossen und nach dem Zufallsprinzip im Verhältnis 1:1 einer Interventions- oder Kontrollgruppe zugewiesen. Die Interventionsgruppe erhielt eine zusätzliche Duloxetin-Behandlung über 7 Wochen mit 60 mg/Tag Duloxetin, während die Kontrollgruppe keine zusätzliche Behandlung erhielt, sondern die bereits eingenommenen Schmerzmittel weiter einnehmen durfte.

Primärer Endpunkt war der Schmerz 6 Monate nach der Operation. Als sekundäre Messgrößen dienten die Visuelle Analogskala (VAS) und neuropathieähnliche Schmerzen, die mit dem modifizierten PainDETECT-Fragebogen gemessen wurden. Die Längsschnittdatenerhebung umfasste Zeitpunkte direkt nach der Duloxetin-Behandlung, 1 Tag präoperativ sowie 6 Wochen, 6 Monate und 12 Monate postoperativ.

Es wurde kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen bei den Veränderungswerten 6 Monate postoperativ festgestellt (p=0,280). 12 Patienten aus der Interventionsgruppe (21 %) brachen die Behandlung mit Duloxetin aufgrund von unerwünschten Wirkungen ab.

Eine präoperative gezielte Behandlung mit Duloxetin bei Patienten mit Knie- und Hüft-OA im Endstadium mit vorliegender zentraler Sensibilisierung hat keinen Einfluss auf postoperative chronische Restschmerzen nach TKA/THA. Diese Studie ist bemerkenswert aufgrund der Dauer der Nachbeobachtung. In zukünfigien Studien könnte ein frühzeitiger Beginn der Medikation untersucht werden.

 

1.
Rienstra W, Blikman T, Dijkstra B, u. a. Effect of preoperative duloxetine treatment on postoperative chronic residual pain after total hip or knee arthroplasty: a randomised controlled trial. BMJ Open. 2021;11(11):e052944. doi:10.1136/bmjopen-2021-052944

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