Gründe für Opioideinnahme vor Endoprothetik-Operationen
Durch die Opioidepidemie im US-amerikansichen Raum ist auch der perioperative Opioidverbrauch stärker in den wissenschaftlichen Fokus gerückt. Die meisten Studien zum präoperativen Opioidkonsum beschreiben nur, ob Patienten Opioide verwenden oder nicht, ohne die Gründe für den Konsum zu beschreiben. Wenn man weiß, warum Patienten Opioide verwenden, kann man das perioperative Opioidmanagement besser steuern. Ziel dieser Studie war es, die schmerzspezifischen Gründe für den präoperativen Opioidkonsum vor einer totalen Hüft- und Knieendoprothese (THA und TKA) und deren Zusammenhang mit dem dauerhaften Konsum zu untersuchen.1
In dieser prospektiven Studie wurden 197 Patient*innen, die sich einer HTEP (n = 99) oder TKA (n = 98) unterzogen, eingeschlossen. Die Gründe für den präoperativen Opioidkonsum wurden in folgende Kategorien eingeteilt: nur Schmerzen an der Operationsstelle (81 [41,1 %]); nur Schmerzen in anderen Körperbereichen (22 [11,2 %]); und kombinierte Schmerzen (94 [47,7 %]).
Im Vergleich zu den Patienten, die Opioide nur wegen Schmerzen im Operationsgebiet einnahmen, hatten diejenigen mit kombiniertem Grund für die Einnahme eine um 1,24 (p = 0,40) bzw. 2,28 (p = 0,16) höhere Wahrscheinlichkeit für eine anhaltende Einnahme nach 3 und 6 Monaten postoperativ, bereinigt um relevante Kovariaten.
Diese Studie liefert neue Erkenntnisse über die Heterogenität der Gründe für den präoperativen Opioidkonsum bei Patienten, die sich einer HTEP oder TKA unterziehen. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass nicht jeder präoperative Opioidkonsum gleich ist und viele Patienten präoperativ Opioide nicht nur wegen der Schmerzen an der Operationsstelle einnehmen. Kombinierte Gründe für den Opioidkonsum wurden mit dem Langzeitkonsum in Verbindung gebracht, was darauf hindeutet, dass nicht-chirurgische Schmerzen zum Teil den anhaltenden Opioidkonsum nach der Operation bestimmen. Zukünftige Richtungen in der perioperativen Versorgung sollten sich auf schmerzhafte und nicht schmerzhafte Gründe für den präoperativen Opioidkonsum konzentrieren, um maßgeschneiderte Pläne für die postoperative Opioidentwöhnung zu erstellen.