Geschlechtsunterschiede bei der Wechselwirkung von Stress und Schmerz

Eine Wechselwirkung zwischen dem Stress- und dem Schmerzsystem ist anerkannt; unklar ist jedoch, wie das Geschlecht diese Wechselwirkung beeinflusst. Das Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Stress, Schmerz und Geschlecht könnte Aufschluss über die offensichtliche Anfälligkeit von Frauen für chronische Schmerzen geben, die häufig mit erhöhtem Stress einhergehen, sowie für affektive Störungen, die häufig mit chronischen Schmerzen einhergehen. Ziel der Studie war es, die Auswirkungen von akutem, validiertem, psychosozialem Stress auf die Schmerzwahrnehmung und -modulation von Frauen und Männern kontrolliert zu untersuchen. Die Teilnehmer waren 82 Frauen und 66 Männer. Die Hitzeschmerzschwelle, die Hitzeschmerztoleranz, die Schmerzmodulation durch zeitliche Schmerzsummierung (TSP) und die Schmerzadaption wurden vor und nach der Exposition gegenüber der Montreal Imaging Stress Task (MIST) oder einer Scheinaufgabe gemessen. Die Stressreaktion wurde anhand der wahrgenommenen Bewertungen von Stress und Angst, autonomen Variablen und Speichelcortisol überprüft. Die MIST-Aufgabe führte bei beiden Geschlechtern zu einer signifikanten Stressreaktion, wobei jedoch bei Frauen die wahrgenommene Belastung und bei Männern das Cortisol stärker anstieg. Bei den Frauen sank die TSP und die Schmerzadaption stieg nach der MIST an, Reaktionen, die durch das wahrgenommene Stressniveau vorhergesagt wurden. Bei den Männern stieg die TSP nach der MIST an, wurde aber nicht durch die Stressvariablen vorhergesagt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine akute Stressmanipulation offenbar sowohl die Stress- als auch die Schmerzreaktion von Frauen und Männern unterschiedlich beeinflusst: Frauen zeigten eine stressinduzierte Antinozizeption und Männer eine stressinduzierte Pronozizeption. Ein höheres wahrgenommenes Stressniveau bei Frauen könnte eine vorübergehende Zunahme der Schmerzhemmungsmechanismen auslösen, die evolutionären Zwecken dient.

Dies ist ein sehr interessanter Forschungsartikel zu einem wichtigen Thema. Die Studie berichtet über den Geschlechtsdimorphismus bei den Auswirkungen von psychologischem Stress auf experimentelle Schmerzen. Die Studie umfasst eine große Stichprobengröße, eine Kontrollbedingung ohne Stress/Schmerz und eine Test-Retest-Validierung. Weitere Stärken sind die Verwendung von Protokollen zur zeitlichen Summierung und Schmerzadaptation sowie mehrere subjektive und physiologische Messungen der Stressreaktion.

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