Hate speech verändert die Reaktion auf beobachtete Schmerzen
Gerade im Internet, aber auch weit darüber hinaus hat das Phänomen „hate speech“, also Hassrede, in den letzten Jahren eine enorme Verbreitung erlangt. Umgekehrt wirkt sich Hassreden sich selbst wiederum auf die Einstellung und das Verhalten der Menschen aus. Hassreden können zu Vorurteilen, Dehumanisierung und mangelndem Einfühlungsvermögen gegenüber Angehörigen von Randgruppen führen. Die Auswirkungen von Hassreden auf die Empathie und die Neigung, anderen Menschen mentale Zustände zuzuschreiben, wurden jedoch noch nie direkt empirisch untersucht. In dieser fMRI-Studie untersuchten die Autoren die Auswirkungen von Hassreden auf die neuronalen Mechanismen der Empathie gegenüber Mitgliedern der Ingroup (Polen) und der Outgroup (Araber). Dreißig gesunde junge Erwachsene wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt: hasserfüllt und neutral. Während der fMRI-Studie wurden sie zunächst hasserfüllten oder neutralen Kommentaren und anschließend Erzählungen ausgesetzt, die Polen und Araber in Schmerzen darstellten. Mithilfe von Ganzhirn- und Regionsanalysen konnte gezeigt werden, dass die Exposition gegenüber abwertender Sprache über Migranten die Gehirnreaktion auf den Schmerz eines Anderen im rechten temporalen parietalen Knoten (rTPJ) abschwächt, unabhängig von der Gruppenzugehörigkeit (Polen oder Araber). Da der rTPJ mit Prozessen verbunden ist, die für die Perspektivenübernahme relevant sind, könnte seine verringerte Aktivität mit einer geringeren Neigung zusammenhängen, die psychologische Perspektive anderer einzunehmen. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass Hassreden die menschliche Funktionsweise über die Beziehungen zwischen den Gruppen hinaus beeinflussen.
References
- PMID: 36914701.